Es ist bestimmt richtig, das Adidas, H&M oder Deichmann Rücklagen haben dürften, um auch während der Coronakrise ihre Mieten zu bezahlen. Darf man sie dafür auch mit einem Shitstorm überziehen? #adidasboykott habe ich schon gelesen. Ernsthaft? Nur weil die #BLÖD das fordert?
Schon mal drüber nachgedacht, worum es hier eigentlich geht? Lobbyarbeit! BLÖD findet mal wieder genug Empörte, die den Wohlstand in die richtige Richtung lenken wollen. In Richtung der Immobilienhaie nämlich. Die sollen wohl von dem Solidargedanken während der Coronakrise ausgenommen werden.
Der Einzelhandel von Schuhen und Mode, Schmuck und Elektronik ist auf Beschluß der Bundesregierung stillgelegt, Hunderttausende dort Beschäftigter in Kurzarbeit. Die Unternehmen, zu denen nicht nur Big Player wie Adidas gehören, die hauptamtlich Großhandel betreiben und mit einem Onlineshop auch ca. 15% ihres Einzelhandelsumsatz generieren. Nein, dazu gehört auch der Wäscheladen von Tante Erna, der Buchladen von Frau Meier und zufällig das Unternehmen in dem ich beschäftigt bin.
Der Großteil der Frühjahrsorder ist grad ausgeliefert und bezahlt, das Wetter schwenkt auf Frühling, die verkaufsstarken Ostertage stehen vor der Tür und dann beschließt die Regierung, das der Umsatz für 5 Wochen auf 0 reduziert wird. Grob überschlagen gehen für Mieten etwa 1/3 des Rohertrages drauf. Wovon bezahlen, wenn der grad mal 0 beträgt? Vom Ersparten, das wegen der Konkurrenz im stationären und auch im Onlinehandel immer schmaler wird? Die Regierung fordert die Beteiligten zu solidarischen Handeln auf. Gehören die Vermieter dazu?
Wir hatten unsere Vermieter angeschrieben. Unser Vorschlag war, die Mieten für 4 Monate auf 50% zu kürzen. 1/4 der Angeschriebenen ließ sich kulant darauf ein. Nette Menschen, die ich wirklich schätze. 1/4 waren die 50% zuviel und schlugen 20% vor. Ein weiteres 1/4 akzeptierte die Kürzung, verlangte aber eine Nachzahlung nach 9 Monaten. Und das restliche Viertel, die zufällig auch die Vermieter vom hiesigen Adidas Store sind, antwortete: Nein, können sie nicht machen. Sie sind Eignern verpflichtet und dürfen daher keine Mieten mindern und wenn wir es täten, müssten wir rechtliche Konsequenzen befürchten. Da es sich um ein Konsortium aus Deutscher Bank und der Otto-Familie handelt, waren wir eingeschüchtert und hofften auf neuerliche Beschlüsse der Bundesregierung.
Wir freuten uns sehr als wir die Nachrichten von Adidas und Co lasen. Wir, ein KMU mit 30 Angestellten finden es prima, das Adidas und Co als Vorreiter öffentlich erklären, dass sie die Mieten aussetzen. Aussetzen, nicht streichen. Aussetzen bedeutet stunden – nicht zum eigenen Vorteil behalten. Wir finden es prima, weil wir es denen jetzt gleich tun können. Und wir müssen das auch tun, wenn wir nicht den Peter Zwegat aus Berlin bemühen wollen. Solidarität geht immer nur zweiseitig und dazu gehört auch, dass Vermieter auf ihren Anteil in der Krise verzichten. Und die Vermieter von Adidas und Co gehören mit ihren Immobilien in 1a Lagen der Innenstädte auch nicht zu denjenigen die am Hungertuch darben, wenn sie Mieten später erhalten. Auch wenn die #BLÖD das suggerieren möchte.